Historische Dokumente

Inhalt:

[1] 10 Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten.
[2] Die Pflichten des deutschen Soldaten.
[3] Offizier-Anwärter des Heeres!
[4] Führerweisung vom 18. Dezember 1940: Fall Barbarossa (Auszug).
[5] Aufmarschanweisung des OKH vom 31. Januar 1941 (Auszug).
[6] Aufruf Hitlers an das deutsche Volk vom 22. Juni 1941 (Auszug).
[7] Kapitulationsurkunde vom 9. Mai 1945.
[8] Letzter Wehrmachtsbericht vom 9. Mai 1945.


[1] 10 Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten:
1. Der deutsche Soldat kämpft ritterlich für den Sieg seines Volkes. Grausamkeiten und nutzlose Zerstörungen sind seiner unwürdig.
2. Der Kämpfer muß uniformiert oder mit einem besonders eingeführten, weithin sichtbaren Abzeichen versehen sein. Kämpfen in Zivilkleidung ohne ein solches Abzeichen ist verboten.
3. Es darf kein Gegner getötet werden, der sich ergibt, auch nicht der Freischärler und der Spion. Diese erhalten ihre gerechte Strafe durch die Gerichte.
4. Kriegsgefangene dürfen nicht mißhandelt oder beleidigt werden. Waffen, Pläne und Aufzeichnungen sind abzunehmen. Von ihrer Habe darf sonst nichts weggenommen werden.
5. Dum-Dum-Geschosse sind verboten. Geschosse dürfen auch nicht in solche umgestaltet werden.
6. Das Rote Kreuz ist unverletzlich. Verwundete Gegner sind menschlich zu behandeln. Sanitätspersonal und Feldgeistliche dürfen in ihrer ärztlichen bzw. seelsorgerischen Tätigkeit nicht gehindert werden.
7. Die Zivilbevölkerung ist unverletzlich. Der Soldat darf nicht plündern oder mutwillig zerstören. Geschichtliche Denkmäler und Gebäude, die dem Gottesdienst, der Kunst, Wissenschaft oder der Wohltätigkeit dienen, sind besonders zu achten. Natural- und Dienstleistungen von der Bevölkerung dürfen nur auf Befehl von Vorgesetzten gegen Entschädigung beansprucht werden.
8. Neutrales Gebiet darf weder durch Betreten oder Überfliegen noch durch Beschießen in die Kriegshandlungen einbezogen werden.
9. Gerät ein deutscher Soldat in Gefangenschaft, so muß er auf Befragen seinen Namen und Dienstgrad angeben. Unter keinen Umständen darf er über Zugehörigkeit zu seinem Truppenteil und über militärische, politische und wirtschaftliche Verhältnisse auf der deutschen Seite aussagen. Weder durch Versprechungen noch durch Drohungen darf er sich dazu verleiten lassen.
10. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Befehle in Dienstsachen sind strafbar. Verstöße des Feindes gegen die unter 1-8 angeführten Grundsätze sind zu melden. Vergeltungsmaßregeln sind nur auf Befehl der höheren Truppenführung zulässig.

(Quelle: Poeppel und Prinz von Preußen und von Hase, Die Soldaten der Wehrmacht, Herbig, München)


[2] Die Pflichten des deutschen Soldaten:
1. Die Wehrmacht ist der Waffenträger des deutschen Volkes. Sie schützt das Deutsche Reich und Vaterland, das im Nationalsozialismus geeinte Volk und seinen Lebensraum. Die Wur­zeln ihrer Kraft liegen in einer ruhmreichen Vergangenheit, in deutschem Volkstum, deut­scher Erde und deutscher Arbeit. Der Dienst in der Wehrmacht ist Ehrendienst am deut­schen Volk.
2. Die Ehre des Soldaten liegt im bedingungslosen Einsatz seiner Person für Volk und Va­ter­land bis zur Opferung seines Lebens.
3. Höchste Soldatentugend ist der kämpferische Mut. Er fordert Härte und Entschlossenheit. Feig­heit ist schimpflich, Zaudern unsoldatisch.
4. Gehorsam ist die Grundlage der Wehrmacht, Vertrauen die Grundlage des Gehorsams. Sol­datisches Führertum beruht auf Verantwortungs­freude, überlegenem Können und un­er­müd­licher Fürsorge.
5. Große Leistungen in Krieg und Frieden entstehen nur in unerschütterli­cher Kampf­ge­mein­schaft von Führer und Truppe.
6. Kampfgemeinschaft erfordert Kameradschaft. Sie bewährt sich beson­ders in Not und Ge­fahr.
7. Selbstbewußt und doch bescheiden, aufrecht und treu, gottesfürchtig und wahrhaft, ver­schwie­gen und unbestechlich soll der Soldat dem ganzen Volk ein Vorbild männlicher Kraft sein. Nur Leistungen berechtigen zum Stolz.
8. Größten Lohn und höchstes Glück findet der Soldat im Bewußtsein freu­dig erfüllter Pflicht. Charakter und Leistung bestimmen seinen Weg und Wert.

(Quelle: Poeppel und Prinz von Preußen und von Hase, Die Soldaten der Wehrmacht, Herbig, München)


[3] Offizier-Anwärter des Heeres!
Auf Euren Weg gebe ich Euch folgende Berufs- und Lebensregeln mit. Sie be­halten ewige Gül­tigkeit im Kriege und im Frieden:
1. Immer Vorbild sein in allen Lebenslagen, besonders in Krisen.
2. Sobald Euch eine Truppe anvertraut wird, prüft Eure Kenntnisse mit in­nerer Selbst­be­schei­dung, bevor Ihr vor Euren Leuten sprecht, falls Ihr nicht Gefahr laufen wollt, gleich an Au­to­ri­tät zu verlieren.
3. Bringt alle Eure erzieherischen Eingriffe in Einklang mit Eurer eigenen mehr oder weniger vor­handenen Autorität.
4. Vermeidet einen zu scharfen Ton, er ist meist ein Zeichen von Unsicher­heit.
5. Bevor Ihr anfangt zu befehlen, seht Euch Eure Leute genau an und ver­sucht, den Men­schen in ihnen zu erkennen. Menschenkenntnis ist die Voraussetzung richtiger Men­schen­be­hand­lung.
6. Befehle haben nur Sinn, wenn sie überzeugen.
7. Jeder Erziehungs- und Ausbildungsarbeit muß, um ihr überzeugende Kraft zu verleihen, der Zweck vorangestellt werden und die Begründung folgen, warum es so sein muß.
8. Haltet Kritiksucht von Euch fern. Sie entspringt meist taktloser Über­heblichkeit. Ein Recht zur Kritik hat nur der, der den Beweis erbracht hat, daß er es besser kann.
9. Hört auf erfahrene Menschen und Kameraden. Aus Zuhören und Nachsinnen könnt Ihr nur Ge­winn ziehen.
10. Seid zurückhaltend in Eurem Urteil über Dinge, die Ihr nicht voll be­herrscht; Ihr blamiert Euch sonst. Auch mancher Eurer Untergebenen weiß in manchen Dingen mehr als Ihr.
11. Bevor Ihr über einen Menschen urteilt, denkt immer daran, wie es einst in gleicher Lage um Euch selbst stand.
12. Handelt stets mit Vernunft und Herz, wenn Euch kostbare Menschenle­ben überantwortet sind, besonders im Kriege.
13. Bewahrt Euch stets den Mut zur reinen Wahrheit.
14. Steht immer zu Eurem Wort und Eurem Handeln, auch wenn es irrtüm­lich war.
15. Bewahrt stets den notwendigen Abstand von Vorgesetzten und Unterge­benen. Das schützt vor schwierigen Lagen.
16. Seid jederzeit offen gegen Eure Vorgesetzten, aber dabei immer taktvoll, wie es dem Jün­ge­ren grundsätzlich zukommt.
17. Lernt aus Tadeln und spielt nicht den Beleidigten, das läßt mangelnde Selbstdisziplin er­ken­nen.
18. Nützt die flüchtige Zeit der Jugend zur eigenen Selbsterziehung und Heranbildung.
19. Haltet Euren Körper dauernd in Zucht und stählt ihn planmäßig bis ins Alter. Selbst­be­herr­schung und Enthaltsamkeit sind männlich, Nachgie­bigkeit und Sich-gehen-lassen ver­ächt­lich.
20. Achtet immer auf eigene gute Haltung und tadellosen Anzug, auch wenn Ihr nicht im Dienst seid. Die geringste Vernachlässigung wird Eurem An­sehen abträglich sein.
21. Meidet übermäßigen Alkoholgenuß. Er ist meist die Ursache von Ent­gleisungen.
22. Macht keine Schulden; sie beeinträchtigen Euer freies Handeln und Eure Lebensfreude.
23. Seht Euch vor in Eurem Umgang. Ihr werdet nach ihm beurteilt.
24. Schärft Euren Verstand durch planmäßige Geistesarbeit auf den Gebie­ten der All­ge­mein­bil­dung und der Berufswissenschaften. Zeit hierzu, und wenn sie nur kurz sein kann, muß im­mer gefunden werden. Bildung ist geistige Disziplin. Ein ungebildeter Offizier ist nicht voll­wer­tig.
25. Formt Eure Persönlichkeit im Studium großer Männer.
26. Bewahrt Euch bis zum letzten Atemzug den Glauben an die großdeutsche Idee und an Gott; dieser Glaube verleiht Euch innere Stärke besonders in Krisen des Lebens und vor al­lem während des Krieges, wo menschliche Kraft oft überbeansprucht wird.
27. Eine so große Zeit wie die unsere ist nur zu meistern in unbändigem Glauben.

(Quelle: Poeppel und Prinz von Preußen und von Hase, Die Soldaten der Wehrmacht, Herbig, München)


[4] Führerweisung vom 18. Dezember 1940: Fall Barbarossa (Auszug):

Der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht
Führerhauptquartier, den 18. Dezember 1940

Weisung Nr. 21
Fall Barbarossa

Die Deutsche Wehrmacht muß darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).
Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, daß die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.
(...)
Vorbereitungen, die eine längere Anlaufzeit benötigen, sind - soweit noch nicht geschehen - schon jetzt in Angriff zu nehmen und bis zum 15.5.41 abzuschließen.
Entscheidender Wert ist jedoch darauf zu legen, daß die Absicht eines Angriffes nicht erkennbar wird.
Die Vorbereitungen der Oberkommandos sind auf folgender Grundlage zu treffen:

I. Allgemeine Absicht:
Die im westlichen Rußland stehende Masse des russischen Heeres soll in kühnen Operationen unter weitem Vortreiben von Panzerkeilen vernichtet, der Abzug kampfkräftiger Teile in die Weite des russischen Raumes verhindert werden.
In rascher Verfolgung ist dann eine Linie zu erreichen, aus der die russische Luftwaffe reichsdeutsches Gebiet nicht mehr angreifen kann. Das Endziel der Operation ist die Abschirmung gegen das asiatische Rußland aus der allgemeinen Linie Wolga - Archangelsk. So kann erforderlichenfalls das letzte Rußland verbleibende Industriegebiet am Ural durch die Luftwaffe ausgeschaltet werden.
Im Zuge dieser Operationen wird die russische Ostseeflotte schnell ihre Stützpunkte verlieren und damit nicht mehr kampffähig sein.
Wirksames Eingreifen der russischen Luftwaffe ist schon bei Beginn der Operation durch kraftvolle Schläge zu verhindern.
(...)

III. Die Führung der Operationen:
A.) Heer (in Genehmigung der mir vorgetragenen Absichten):
(...)
Auch bei der südlich der Pripjetsümpfe angesetzten Heeresgruppe ist in konzentrischer Operation und mit starken Flügeln die vollständige Vernichtung der in der Ukraine stehenden russischen Kräfte noch westlich des Dnjepr anzustreben. Hierzu ist der Schwerpunkt aus dem Raum von Lublin in allgemeiner Richtung Kiew zu bilden, (...).
(...)

Adolf Hitler

(Quelle: Walter Post, Unternehmen Barbarossa - Deutsche und sowjetische Angriffspläne 1940/41, Mittler, Hamburg)


[5] Aufmarschanweisung des OKH vom 31. Januar 1941 (Auszug):

Oberkommando des Heeres
H.Qu. OKH, den 31. Januar 1941

Aufmarschanweisung Barbarossa

1. Auftrag:
Für den Fall, daß Rußland seine bisherige Haltung gegen Deutschland ändern sollte, sind als Vorsichtsmaßnahmen alle Vorbereitungen zu treffen, die es ermöglichen, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen.
Die Operationen sollen so geführt werden, daß die im westlichen Rußland stehende Masse des russischen Heeres unter weitem Vortreiben von Panzerkeilen vernichtet, der Abzug kampffähiger Teile in die Weite des russischen Raumes verhindert wird.

2. Feindlage:
Als wahrscheinlich kann gelten, daß Rußland unter Ausnutzung der stellenweise verstärkten Feldbefestigungen an der neuen und an der alten Landesgrenze und zahlreicher für die Verteidigung günstiger Wasserläufe den Kampf im Bereich westlich des Dnjepr und der Düna mindestens mit starken Teilen annimmt. (...)

3. Absicht:
Erste Absicht des OKH im Rahmen des erteilten Auftrages ist es, die Front der in Westrußland erwarteten Masse des russischen Heeres durch raschen und tiefen Vorstoß starker schneller Verbände nördlich und südlich der Pripjet-Sümpfe aufzureißen und in Ausnutzung dieses Durchbruchs die voneinander getrennten Feindgruppen zu vernichten.
Südlich der Pripjet-Sümpfe - HGr. Süd Generalfeldmarschall von Rundstedt - ist der rasche Durchbruch starker Panzerkräfte aus dem Bereich Lublin in Richtung Kiew auszunutzen, um die in Galizien und in der Westukraine stehenden Feindkräfte von ihren Verbindungen über den Dnjepr abzuschneiden, die Dnjepr-Übergänge bei und unterhalb Kiew in die Hand zu nehmen und damit die Bewegungsfreiheit für späteres Zusammenwirken der HGr. Süd mit den im nördlichen Rußland operierenden deutschen Kräften oder für neue Aufgaben im südlichen Rußland sicherzustellen. (...)
Das Antreten zum Angriff wird für die ganze Front einheitlich befohlen (B-Tag [22. Juni 1941], Y-Zeit [03:15 Uhr]).
(...)

4. Aufträge an die Heeresgruppen und Armeen:
a) HGr. Süd hat die Aufgabe, ihren starken linken Flügel - schnelle Kräfte voraus - in Richtung Kiew vorzutreiben, die russischen Kräfte in Galizien und in der Westukraine noch westlich des Dnjepr zu vernichten und die Dnjepr-Übergänge bei und unterhalb Kiew für die Weiterführung der Operationen jenseits des Dnjepr frühzeitig in die Hand zu nehmen. Die Operation ist so zu führen, daß die schnellen Truppen aus dem Bereich um Lublin zum Durchbruch in Richtung Kiew zusammengefaßt werden.
Im Rahmen dieses Auftrages fallen den Armeen und der Panzergruppe nach näherer Anweisung des Oberkommandos der HGr. Süd folgende Aufgaben zu:
(...)
Erste Aufgabe der Pz. Gr. 1 wird es sein, in Zusammenarbeit mit der 17. und 6. Armee die feindlichen grenznahen Kräfte zwischen Rawa Ruska und Kowel zu durchbrechen und über Berditschew-Shitomir frühzeitig den Dnjepr bei und unterhalb Kiew zu gewinnen. Sie wird von hier aus ohne Zeitverlust den Angriff nach Weisung des Oberkommandos der Heeresgruppe entlang des Dnjepr in südostwärtiger Richtung fortzusetzen haben, mit dem Ziele, den in der Westukraine kämpfenden Feind am Ausweichen über den Dnjepr zu verhindern und durch Angriff im Rücke zu vernichten.
Die 6. Armee wird im Zusammenwirken mit Teilen der Pz. Gr. 1 die feindliche Front im Gebiet beiderseits Lucki zu durchbrechen und unter Deckung der Nordflanke der Heeresgruppe gegen Einwirkung aus dem Bereich der Pripjet-Sümpfe mit möglichst starken Kräften und möglichst rasch der Panzergruppe auf Shitomir zu folgen haben.
(...)

von Brauchitsch

(Quelle: Walter Post, Unternehmen Barbarossa - Deutsche und sowjetische Angriffspläne 1940/41, Mittler, Hamburg)


[6] Aufruf Hitlers an das deutsche Volk vom 22. Juni 1941 (Auszug):
Deutsches Volk!
In diesem Augenblick vollzieht sich ein Aufmarsch, der in Ausdehnung und Umfang der größte ist, den die Welt bisher gesehen hat.
Im Verein mit finnischen Kameraden stehen die Kämpfer des Siegers von Narvik am Nördlichen Eismeer. Deutsche Divisionen unter dem Befehl des Eroberers von Norwegen schützen gemeinsam mit den finnischen Freiheitshelden unter ihrem Marschall den finnischen Boden. Von Ostpreußen bis zu den Karpaten reichen die Formationen der deutschen Ostfront. An den Ufern des Pruth, am Unterlauf der Donau bis zu den Gestaden des Schwarzen Meeres vereinen sich unter dem Staatschef Antonescu deutsche und rumänische Soldaten.
Die Aufgabe dieser Front ist daher nicht mehr der Schutz einzelner Länder, sondern die Sicherung Europas und damit die Rettung aller.
Ich habe mich deshalb heute entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und unseres Volkes wieder in die Hand unserer Soldaten zu legen.
Möge uns der Herrgott gerade in diesem Kampfe helfen!

(Quelle: Faksimile-Edition, Zweiter Weltkrieg - Texte, Bilder, Dokumente, Weltbild, Augsburg)


[7] Kapitulationsurkunde vom 9. Mai 1945:

Kapitulationserklärung.

1. Wir, die hier Unterzeichneten, handelnd in Vollmacht für und im Namen des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht, erklären hiermit die bedingungslose Kapitulation aller am gegenwärtigen Zeitpunkt unter deutschem Befehl stehenden oder von Deutschland beherrschten Streitkräfte auf dem Lande, auf der See und in der Luft gleichzeitig gegenüber dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions Streitkräfte und dem Oberkommando der Roten Armee.
2. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht wird unverzüglich allen Behörden der deutschen Land-, See- und Luftstreitkräfte und allen von Deutschland beherrschten Streitkräften den Befehl geben, die Kampfhandlungen um 2301 Uhr Mitteleuropäischer Zeit am 8. Mai [id est: 9. Mai 1945, 0:01 Uhr MESZ] einzustellen und in den Stellungen zu verbleiben, die sie an diesem Zeitpunkt innehaben und sich vollständig zu entwaffnen, indem sie Waffen und Geräte an die örtlichen Alliierten Befehlshaber beziehungsweise an die von den Alliierten Vertretern bestimmten Offiziere abliefern. Kein Schiff, Boot oder Flugzeug irgendeiner Art darf versenkt werden, noch dürfen Schiffsrümpfe, maschinelle Einrichtungen, Ausrüstungsgegenstände, Maschinen irgendwelcher Art, Waffen, Apparaturen, technische Gegenstände, die Kriegszwecken im Allgemeinen dienlich sein können, beschädigt werden.
3. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht wird unverzüglich den zuständigen Befehlshabern alle von dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions Streitkräfte und dem Oberkommando der Roten Armee erlassenen zusätzlichen Befehle weitergeben und deren Durchführung sicherstellen.
4. Diese Kapitulationserklärung ist ohne Praejudiz für irgendwelche an ihre Stelle tretenden allgemeinen Kapitulationsbestimmungen, die durch die Vereinten Nationen und in deren Namen Deutschland und der Deutschen Wehrmacht auferlegt werden.
5. Falls das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht oder irgendwelche ihm unterstehende oder von ihm beherrschte Streitkräfte es versäumen sollten, sich gemäß den Bestimmungen dieser Kapitulations-Erklärung zu verhalten, werden der Oberste Befehlshaber der Alliierten Expeditions Streitkräfte und das Oberkommando der Roten Armee alle diejenigen Straf- und anderen Maßnahmen ergreifen, die sie als zweckmäßig erachten.
6. Dieser Erklärung ist in englischer, russischer und deutscher Sprache abgefaßt. Allein maßgebend sind die englische und die russische Fassung.

Unterzeichnet zu Berlin am 8. Mai 1945 [tatsächlich erst am 9. Mai um 0:16]

v. Friedburg     Keitel     Stumpff
Für das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht

In Gegenwart von:
Marschall Tedder, Für den Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions-Streitkräfte.
Marschall Schukow, Für das Oberkommando der Roten Armee
Bei der Unterzeichung waren als Zeugen auch zugegen:
de Lattre de Tassigny, General, Oberstkommaniderender der Ersten Französischen Armee
General Spaatz, Kommandierender General der Strategischen Luftstreitkräfte der Vereinigten Staaten

(Quelle: Walter Lüdde-Neurath, Regierung Dönitz - Die letzten Tage des Dritten Reiches, Bublies, Schnellbach)


[8] Letzter Wehrmachtsbericht vom 9. Mai 1945:
In Ostpreußen haben deutsche Divisionen noch gestern die Weichselmündung und den Westteil der Frischen Nehrung bis zuletzt tapfer verteidigt, wobei sich die 7. Infanterie-Division besonders auszeichnete. Dem Oberbefehlshaber, General der Panzertruppe von Saucken, wurden in Anerkennung der vorbildlichen Haltung seiner Soldaten die Brillanten zum Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Als vorgeschobenes Bollwerk fesselten unsere Armeen in Kurland unter dem bewährten Oberbefehl des Generaloberst Hilpert monatelang überlegene sowjetische Schützen- und Panzerverbände und erwarben sich in sechs großen Schlachten unvergänglichen Ruhm. Sie haben jede vorzeitige Übergabe abgelehnt. In voller Ordnung wurden mit den nach Westen noch ausfliegenden Flugzeugen nur Versehrte und Väter kinderreicher Familien abtransportiert. Die Stäbe und Offiziere verblieben bei ihren Truppen. Um Mitternacht wurde von deutscher Seite, entsprechend den unterzeichneten Bedingungen, der Kampf und jede Bewegung eingestellt.
Die Verteidiger von Breslau, die über zwei Monate lang den Angriffen der Sowjets standhielten, erlagen in letzter Stunde nach heldenhaftem Kampf der feindlichen Übermacht.
Auch an der Südost- und Ostfront, von Fiume über Brünn bis an die Elbe bei Dresden, haben alle höheren Kommandobehörden den Befehl zur Einstellung des Kampfes erhalten. Eine tschechische Aufstandsbewegung in fast ganz Böhmen und Mähren kann die Durchführung der Kapitulationsbedingungen und die Nachrichtenverbindungen in diesem Raum gefährden. Meldungen über die Lage bei den Heeresgruppen Löhr, Rendulic und Schörner liegen beim Oberkommando der Wehrmacht zur Stunde noch nicht vor.
Fern der Heimat haben die Verteidiger der Atlantikstützpunkte, unsere Truppen in Norwegen und die Besatzungen der Ägäischen Inseln in Gehorsam und Disziplin die Waffenehre des deutschen Soldaten gewahrt.
Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen. Auf Befehl des Großadmirals hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenen Kampf eingestellt. Damit ist das fast sechsjährige heldenhafte Ringen zu Ende. Es hat uns große Siege, aber auch schwere Niederlagen gebracht. Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen.
Der deutsche Soldat hat, getreu seinem Eid, im höchsten Einsatz für sein Volk für immer Unvergeßliches geleistet. Die Heimat hat ihn bis zuletzt mit allen Kräften unter schwersten Opfern unterstützt. Die einmalige Leistung von Front und Heimat wird in einem späteren gerechten Urteil der Geschichte ihre endgültige Würdigung finden.
Den Leistungen und Opfern der deutschen Soldaten zu Wasser, zu Lande und in der Luft wird auch der Gegner die Achtung nicht versagen. Jeder Soldat kann deshalb die Waffen aufrecht und stolz aus der Hand legen und in den schwersten Stunden unserer Geschichte tapfer und zuversichtlich an die Arbeit gehen für das ewige Leben unseres Volkes.
Die Wehrmacht gedenkt in dieser schweren Stunde ihrer vor dem Feind gebliebenen Kameraden. Die Toten verpflichten zu bedingungsloser Treue, zu Gehorsam und Disziplin gegenüber dem aus zahllosen Wunden blutenden Vaterland.

(Quelle: Walter Lüdde-Neurath, Regierung Dönitz - Die letzten Tage des Dritten Reiches, Bublies, Schnellbach)

Letzte Änderung am Samstag, 6. Oktober 2001.