Ukraine
24.06.1941-10.04.1942

(Besuch vom 27.07.-06.08.2005)

64 Jahre nach den schweren Kämpfen und harten Strapazen, welche mein Großvater in der Ukraine erleiden mußte, folgten wir seinen Spuren zu Orten, Wäldern und Landschaften, welche er in seinem Kriegstagebuch beschrieben hatte.
Die ergänzenden Schwarz-Weiß-Photographien wurden von unbekannten Soldaten während des Krieges aufgenommen und zeigen eindrucksvoll dieselben Orte zu demselben Zeitpunkt, an denen mein Großvater dort eingesetzt war.
Die beiden Luftaufnahmen wurden mit Hilfe des hervorragenden Programms "Google Earth" erstellt.


Mi., 27.07.2005:

Am ersten Tag in der Ukraine fuhren wir lediglich bis nach Lemberg, wo auch der Lazarettzug meines Großvaters am 09.04.1942 kurz Station gemacht hatte.


Do., 28.07.2005:

Am nächsten Tag folgten wir dem Bug nach Norden, bis wir bei Szychtory den Punkt erreichten, an welchem mein Großvater zu Beginn des 24.06.1941 den Bug überschritten und somit erstmals das Gebiet der damaligen Sowjetunion betreten hatte. An derselben Stelle befindet sich heute eine Brücke.
Nun ging es für uns weiter nach Osten, über Poryck nach Trubky (24.-29.06.1941). Hier erlebte mein Großvater am 26.06.1941 seine Feuertaufe mit dem Stoßtrupp auf Kuczkow, für den er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Der Ort Kuczkow wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig eingeebnet.
Anschließend fuhren wir über Horochow zurück nach Lemberg.

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Fr., 29.07.2005:

Der folgende Tag führte uns entlang der langen Kampf- und Marschroute meines Großvaters von Lemberg über Dubno, Rowno, Ostrog, Slawuta, Schepetovka, Schitomir bis direkt nach Kiew.


Sa., 30.07.2005:

Der erste Tag in Kiew brachte uns an den Irpen. Mehrere Wochen, vom 23.07.1941 bis zum 02.09.1941, war mein Großvater hier vor der Ortschaft Gorenitischi in Sichtweite der ukrainischen Hauptstadt Kiew stationiert. Zwar lagen uns seine damals handgezeichneten Landkarten vor, aber das Gelände hat sich inzwischen sehr verändert, ist stark bewaldet und wird teilweise als Kaserne verwendet.
Am Nachmittag folgten wir dem Marschweg meines Großvaters über Makarow und Iwankow bis an den Dnjepr bei Stracholezje, den er am 17.09.1941 an dieser Stelle überschritten hatte. Mittlerweile ist der Fluß zu einem großen Stausee angestaut worden, so daß alle Überreste der alten Brücken verschwunden sind.
Heute befindet sich hier ein Denkmal für die bei der Katastrophe von Tschernobyl am 26.04.1986 eingesetzten und ums Leben gekommenen Rettungskräfte.

© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
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So., 31.07.2005:

Am zweiten Tag besuchten wir vormittags den Kriegsgräberfriedhof des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Kiew bei Glevacha. Hier sind nicht nur mehrere Kameraden meines Großvaters bestattet, sondern auch mein Großonkel SS-Unterscharführer Alois Schwarzer (1911-1943) hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden.
Am Nachmittag fuhren wir nach Beresani - der Stadt, in der das Bataillon meines Großvaters am 24./25.09.1941 von Sowjets eingekesselt worden war und in der so viele seiner Kameraden ihr Leben lassen mußten.
Den Abschluß bildete der Besuch am Sieges-Denkmal der Sowjet-Armee in Kiew. Hier werden in einem Kriegsmuseum auch einige der Sowjet-Panzer gezeigt, welche mein Großvater nur zu gut kennen lernen mußte.

© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
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Mo., 01.08.2005:

An diesem Tag folgten wir dem Verlauf des Dnjeprs bis nach Tscherkassy, wo wir außerdem den Ort Sswidowok aufsuchten, bei welchem mein Großonkel SS-Unterscharführer Alois Schwarzer gefallen war. An die schweren Kämpfe in diesem Gebiet erinnert ein sowjetischer Gedenkstein.

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Di., 02.08.2005:

Am nächsten Tag verließen wir Kiew und begaben uns über Poltawa noch weiter nach Osten, bis nach Charkow. Hier besuchten wir den in einem fast 40 ha großen Friedhofsgelände recht versteckt gelegenen Kriegsgräberfriedhof des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Auch hier sind nicht nur mehrere Kameraden meines Großvaters bestattet, sondern auch mein Großonkel Unteroffizier Alfred Bergel (1914-1942) hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden.

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Mi., 03.08.2005:

Der Mittwoch führte uns in das 120 km² große Waldgebiet zwischen Ternowaja und dem Donez, in welchem mein Großvater im März 1942 zwei Wochen kämpfte und letztendlich auch verwundet wurde.
Über die Ortschaft Wesseloje, in welcher mein Großonkel Unteroffizier Alfred Bergel gefallen war, gelangten wir nach Ternowaja, dem damaligen Regimentsstandort.
Auf schlammigen Feldwegen ging es am Rand des im Südosten Ternowajas gelegenen Waldes entlang; an diesem Waldrand lag mein Großvater vom 13.-23.03.1942. An einer Straßenkreuzung steht heute ein sowjetisches Denkmal; dahinter sind noch die Schützenlöcher und Stellungen der Artillerie zu erkennen, welche hier stationiert gewesen war.
Anschließend ging es weiter in die Ortschaft Bairak/Andrewka sowie auf den Hang vor der Rubeschnoje-Schlucht, von dem aus mein Großvater die feindlichen Truppen beobachten konnte.
Letzte Station bildete der Ort Wiknina. Hier wurde mein Großvater am 29.03.1942 verwundet und gelangte anschließend über Bairak, Ternowaja, Wesseloje, Charkow und Lemberg zurück in die Heimat. Wenige Tage später wurde fast die gesamte Kompanie meines Großvaters bei Wiknina ausgelöscht.
Auf dem Rückweg überquerten wir in Rubeschnoje den Donez und kehrten nach Charkow zurück.

© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Digital Globe © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen © Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
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Do., 04.08.2005:

Für die Rückfahrt von Charkow nach Kiew nahmen wir nicht den direkten Weg wie bei der Hinfahrt, sondern fuhren über Sumy und Romny. Der Grund war, daß wir die Bahnlinie Sumy-Boromlia aufsuchten, genauer gesagt den Bahndamm am Haltepunkt 85, zu welchem mein Großvater am 11.10.1941 seinen ersten, sehr erfolgreichen Spähtrupp als Zugführer unternommen hatte.

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Fr., 05.08.2005:

Am vorletzten Tag in der Ukraine fuhren wir von Kiew aus zurück nach Lemberg: Über Schitomir und Rowno gelangten wir nach Dubno. Hier erinnert ein Panzerdenkmal an die - nach Kursk - größte Panzerschlacht der Geschichte in den Wäldern bei Dubno-Werba-Kozin im Juni/Juli 1941, in die auch mein Großvater mit eingebunden war. Letzter Punkt an diesem Tag war Kozin, wo die gesamte Infanterie-Division meines Großvaters nur zwei Wochen nach Beginn des Rußlandfeldzuges schwerste Verluste durch einen massiven sowjetischen Panzerangriff erleiden mußte.

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Sa.+So., 06.+07.08.2005:

Die Heimfahrt führte uns über unsere "alte Heimat" Neutitschein (dem Geburtsort meines Großvaters) wieder zurück in unsere "neue Heimat" Friedberg in Hessen.

Letzte Änderung am Dienstag, 16. August 2005.