Vorwort des Ritterkreuzträgers
Lt. d.R. a.D. Hans Sturm


Wenn ich hier Gelegenheit habe, ein Vorwort zu dem Tagebuch meines Kameraden Leutnant Wilhelm Radkovsky zu schreiben, so möchte ich bemerken, daß er ein guter, vielleicht sogar besserer Soldat als ich war, bei mehr schwierigen Kampfhandlungen seiner Einsätze in Rußland.

Ich lernte ihn kennen auf der Kriegsschule in Hagenau / Elsaß, wo wir von Juni bis Anfang September 1944 auf der Schule IX für Fahnenjunker zusammen waren. Wir waren beide Fahnenjunker-Feldwebel und lagen mit drei Fahnenjunker-Unteroffizieren auf einer Stube. Wilhelm war Abteilungsältester in der Abt. von Lt. Brundt und hat sich sehr für die Kameraden eingesetzt.

Der Dienst an der Kriegsschule verlief in vorbestimmten Bahnen. Mit Taktikunterricht, Geländedienst, Waffenübungen, bis hin zu sportlichen Betätigungen, waren wir Fahnenjunker den ganzen Tag beschäftigt. Für private Unterhaltungen war nur wenig Zeit übrig.

Bei Gesprächen mit ihm, meist nur in den Nächten, konnte ich feststellen, daß er ein tief denkendes Bewußtsein und eine sehr enge Beziehung zu seiner Frau und seinen Kindern hatte, wie es auch in seinem Tagebuch immer wieder zum Ausdruck kommt.

Sechs Jahre älter als ich, konnte Wilhelm mir bei meiner Aufgabe als Schulältester manchen Rat geben. - Zu dieser Aufgabe wurde ich berufen, weil ich der einzige Ritterkreuzträger unter den Fahnenjunkern war.

Ich mußte jeden Montag 12.00 Uhr zum Rapport bei General Raegener, dem Leiter der beiden Kriegsschulen in Hagenau, um Wünsche, vielleicht auch Beschwerden, vorzutragen. - General Raegener war seit dem 25.06.40 Ritterkreuzträger, damals Oberstleutnant und Kommandeur des Inf. Rgt. 309 in Frankreich.

Am 21. Juli, dem Tag nach dem Attentat auf Hitler, sagte ich, weil ich eine Diskussion der anderen vier Fahnenjunker auf der Stube abwürgen wollte, die verhängnisvollen Worte: "Vielleicht wäre es gut, wenn der Krieg heute aus wäre".

Es waren Wilhelm Radkovsky, der Inspektions-Chef Hptm. Conrad und der General Raegener, die letztendlich verhindert haben, daß ich verurteilt wurde.

Das hätte auch Degradierung, Aberkennung der Auszeichnungen und Bewährungsbataillon bedeuten können, wenn nicht gar die Todesstrafe.

Wilhelm und ich gehörten zu dem Drittel Fahnenjunkern, die am 1. September 1944 vorzeitig zum Leutnant befördert wurden.

Ich bedauere es sehr, daß mein Kamerad Leutnant Wilhelm Radkovsky schon am 16.08.1991 verstorben ist.

Meine hohe Anerkennung verdient sein Enkel Thomas Wilhelm Schwarzer, der das Tagebuch seines Großvaters, mit der genauen Wiedergabe der Erlebnisse, verwendet und dieses Werk geschaffen hat.


Dortmund, den 9. Mai 2000

© Thomas Wilhelm Schwarzer, Friedberg in Hessen
Lt. d.R. a.D. Hans Sturm und der Herausgeber in Kirchheim am 7. Oktober 2000.

Letzte Änderung am Mittwoch, 17. Oktober 2001.